Ex und Hopper

Dennis Hopper hat sich die Chance nicht entgehen lassen, hat sich hinten auf`s Motorrad geworfen und dann fest mit beiden Armen dem Tod um die Taille gegriffen. Gemeinsam ziehen sie jetzt eine ewige Spur der Verherrlichung des Lasters und der Lust an den Rändern des Sonnenuntergangs, und wenn man nur ganz genau hinschaut, sieht man auch Hollywood unter die Räder kommen und all das, was es niemals wert war, aufrichtig freundlich gegrüßt zu werden.

Dem Easy Rider aus Kansas hat auch der Krebs nicht die Würde genommen, die er dem Leben und zahlreichen Filmen abgerungen hat. Der schnelle, gesuchte Tod des James Dean galt ihm als seine erste Tragödie seines Lebens, sein eigenes Dahinraffen erscheint uns als die tragische Vollendung eines von vielseitiger Kreativität und rebellischer Auflehnung erfüllten Daseins eines Anti-Stars, der die Apocalypse Now als ganz banale Alltagserscheinung zum düsteren Leuchten brachte. Man kann den Spruch „Lebe wild und gefährlich“ zum Anlass nehmen, sich angewidert und furchtbar empört zu distanzieren. Oder man begreift ihn als sympathische Aufforderung, ein bißchen mehr aus seinem Leben zu machen als es der Durchschnitt gerade noch nach außen hin zu vertreten imstande ist. Dennis Hopper große Liebe galt neben vier oder fünf Frauen der Gefahr und allem Wilden, und deswegen meinte wohl auch der Krebs, an dieser ruchlosen Party teilnehmen zu dürfen. Dennis Hopper hat es nicht rechtzeitig geschafft, ihn wieder auszuladen. Aber er hat ihn behandelt wie er wohl jeden behandelt hat, der ihm ums Verrecken zu nahe gekommen ist: Mit Respekt, mit Verachtung, und wenn beides immer noch nicht gelangt hat, konnte er ihm zumindest davon überzeugen, daß er sowieso keine Ahnung von dem hat, was er den bösen langen Tag tut…